Sehnsucht nach Sinn
Ein rätselhaftes und phasenweise unverständliches Gespräch, das die beiden da miteinander führen: Jesus und eine Frau aus Samaria. In der Gluthitze sitzen sie an einem Brunnen und reden über Getränke, Durst, Wasser, Trinkgefäße und Quellen. Doch wenn man heimlich zuhört, merkt man, dass sie nicht unter den Folgen eines
Sonnenstichs leiden und wirres Zeug faseln, sondern dass sie über lebenswichtige Themen sprechen. Zwar etwas verschlüsselt, aber nach und nach ergeben die Wortfetzen Sinn.
Alles dreht sich um die Sehnsucht nach Lebenssinn und deren Erfüllung: Anerkennung erfahren, geliebt werden, dazu gehören. Wer wünscht sich das nicht? Ein Leben, das lebendig ist und nicht ständig vom Austrocknen bedroht, Beziehungen, die keinen faden Geschmack hinterlassen, neue Chancen, wenn man scheitert und eine Zukunft, die nicht einsam macht?
Jesus spricht von der Möglichkeit, wie das gelingen kann: „Jeder, der dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hineinfließt.“
Sich dem anschließen, der Durst kennt und löschen kann. Von der Quelle trinken, die nicht versiegt. Jesus spricht von sich selbst. Wer ihm vertraut, wer ihm eine Chance gibt, der wird erfahren, dass Jesus kein kurzer Durstlöscher ist, sondern den Durst nach Leben stillt.
Die Frau am Brunnen lässt sich darauf ein. Sie hat vielleicht nicht alles verstanden, was Jesus sagte, aber sie gewinnt Vertrauen zu dem Fremden. Mit ihm kann sie reden. Sie spürt, dass diese Begegnung ihr Leben verändern wird. In jeder Hinsicht.
(nachzulesen: Bibel: Johannes 4)
Petra Müller, Leitende Referentin im WGV